Samstag, 20. Oktober 2012

carefull whisper


Tag 1 des Überdenkens

Nun habe ich also die innere Notbremse gezogen und mich von dem Verein Rudelstellungen.eu verabschiedet, obwohl ich vieles daran denkenswert finde.

Warum?

Aus mir noch nicht ganz klaren Gründen übt der Gedanke, etwas in Sachen Hunde mal neu zu überdenken, ganz klar, eine große Faszination aus. Denn mit Martin Rütter, Cesar Milan, Maike Maja Nowak und Co mochte und mag ich nicht weitergehen, mitdenken.

Da kam mir die Begegnung mit Barbara Ertel und dem neu gegründeten Rudelstellungsverein recht, denn die Herangehensweise aus Hundesicht (wirklich?) schien mir interessant, zumal ich ja seit meinem Ausstieg aus dem Hundebusiness mit meinen beiden aktuell keine großartigen Probleme habe.

Also, klar, Tara ist eine knapp 2-jährige Pyrenäenberghündin, die ich bewusst/unbewusst ausgesucht habe, weil ich so schlecht im Nein-Sagen, beim Abgrenzen bin und den Job, so wie es im (Berliner) Großstadtbusiness mittlerweile läuft, nicht mehr machen wollte.
Mit ihr geht das einfach nicht mehr. Und ich will das auch nicht mehr: Hunde sind genauso wie Menschen eben willkommener oder nicht so gut gelittener Besuch.

Und Sky ist am 17.10. schon 7 Jahre alt geworden, er hat mich viel gelehrt und das gelingt ihm immer noch und wieder und wir haben eine besondere Verbindung (das war nicht von Anfang an so, oder jedenfalls habe ich das Gefühl, da ist etwas gewachsen wie man es aus besten (menschlichen) Freundschaften eben auch kennt.
 Sky fand Tara vor und nach ihrer Ankunft lange, lange ziemlich blöd, weil dieser Schlaumeier an meinem Verhalten natürlich gemerkt hat, DIE geht nicht wieder weg wie alle anderen Pensions und Gassihunde.

Dann haben wir alles Mögliche gemacht, ich nachts an Tankstellen in Potsdam gearbeitet, beide Hunde über nacht im Auto, damit die Nachbarn sich nicht aufregen. Drei Stunden Schlaf, die verbliebenen Gassihundefreunde mitgenommen ins Auslaufgebiet im Berliner Grunewald, damit nicht alle einfach abgecancelt, sondern entsprechend vermittelt werden. Hardcorezeiten für mich. Und die Hunde. Bei mir endete das im Burnout. Die Hunde haben sich - zusammengetan?
Da kommt jetzt das Rudelstellungsdingens ins Boot: Denn sofort würden die Jünger derselebn Vereinigung argumentiern, dass die Hunde "Automatismen entwickelten." (Oder ähnlich, ich bin ja nur ein paar Tage dabeigewesen).

Dann gingen mir bei der begonnen Idee zur Pressearbeit für Rudelstellungen folgende Fragen im Kopf umher (und es sei gleich zu Beginn betont, ich verbünde mich jetzt auch nicht mit all den "Dummbatzen" im Netz, die Karl Werner für einen Philosophen oder Kirchenmusiker halten, ich verurteile nichts und niemanden in Sachen Hundebeurteilungen/Rudelstellungen), weil ich glaube - ich habe es hier mit einem weiteren, ganz menschlichen Problem zu tun bekommen: Denn, wer und wie auch immer Hunde im Zusammenleben beurteilt, einschätzt, mit ihnen lebt, hat es (klar) mit Hunden, aber im buddhistischen Sinne auch mit (Lebe)wesen/Charkteren zu tun.  Krass ausgedrückt: Katzen und Kater können froh sein, dass sie noch nicht mit Trainern in der Intensität zu tun haben wie Hunde das erleiden.

Und dann stellte ich ein Bild wie dieses hier ins RSForum ein, das bis ins kleinste Detail auseinandergenommen wurde: die Vorranghunde (was meine Pyrihündin  ist und der Nachrang - mein Rüde) hätten nichts beeinander verloren, da wäre "arm", dass sie da so zusammen lägen oder Zufall...usw.
Ähm - die Hunde, der eine 7 und souverän im Umgang mit Hunden, die andere knapp 2 und voll im Erwachsenwerden - aber sehr "dominant" - soll ich die jetzt trennen, weil sie sich - Rudelstellungskonzeptmässig nicht belesen haben - und nun leiden, weil ja ganz fehlbesetzt?

Meine (Erst)Gedanken zum Thema Rudelstellungen:

Wer ist Barbara Ertel wirklich?
Zu einer Person, die sich für eine These/ein ganzes Konzept stark macht, gehört auch ein kompletter Lebenslauf. Auszüge, die sich lediglich auf 1 Jahr! mit Karl Werner beziehen und ansonsten ziemlich vage Angaben zu Erfahrungen mit Hunden im Ausland...damit kann man niemanden überzeugen, der nicht einfach ins Glaubensboot einsteigen will?

Wieso lassen sich keine Züchter finden, die - wenn auch nur intuitiv - die RS-Theorie stützen und sich dafür interessieren (meinetwegen auch ältere, die nicht mehr im Business sind und kein Geld mehr mit Zuchthunden scheffeln wollen)

Das Konzept mit den arbeitenden Hunden (immer und in jeder Situation ist bei der heutigen Hundehaltung) überhaupt nicht mehr durchsetzbar. Das bedeutet natürlich nicht, dass man sich nicht dennoch um einen Fehlbesatz kümmern muss, wenn es zwischen den Hunden überhaupt nicht stimmt, aber diese krassen Panikmachen, wie Leute plötzlich anfangen, ihre Hunde zu verschieben, halte ich für unverantwortlich.

Die Argumente, die mit im RS-Forum zuletzt geschrieben wurden, ich würde die Sternenkonstellationen ja auch nicht ändern, nur, weil ich sie umbenne, usw.: Die Damen haben wahrscheinlich in den Jahrtausenden der Religions vs Wissenschaftsstreitereien nicht mitbekommen, dass jeweils der am Ruder sitzende SEINES für das einzig Wahre und allgemein/universell Gültige hielt und wenn nötig auch mit kriegerischen Auseinandersetzungen durchdrückte? Ich sage nur Gallileo, Hexenverbrennungen?
Das Gleiche gilt für das Argument mit dem angeblich ausgestorbenen Wissen um Heilpflanzen. Auch da der Verweis auf die Hexenverbrennungen. Meiner Ansicht nach gibt es immer, zu jedem Zeitpunkt mehr als 1 Menschen!, der Wissen, trägt und weitergeben kann.

(das ist zugegebenermaßen sehr intern, erfordert aber zuviel Zeit, alles en Detail zu zitieren)

Und natürlich sehe ich, dass RS ein Potential hat, Leute - in ihren schön auf Kosten der Hunde Geld machen - aufzuschrecken.
Ich hätte aber gern zu Bedenken gegeben, dass von allen RS Mitgliedern kein einziger/keine einzige dabei war, selbst Barbara nicht, der/die eine vernünftige Basis der Einschätzungen und weiteren Betreuung von Menschen mit sogenannten problemstellungen/fehlbesatz bieten kann.
Da wird einfach mal eben so an einem WE auf einem noch dazu belastenden Platz ein Universalurteil abgegeben, da werden Filmchen so interpretiert und dokumentiert, wie man es eben grad sehen kann und wenn sich dann, wie bei Martinas Hund bspweise doch kein Doppelbesatz festgestellt werden kann (im Zusammenspiel mit meinem N3), dann wird argumentiert, die Hunde hätte sich schon in ihre Automatismen ergeben, u.Ä.

Dann noch ein Gedanke zu dem Ganzen: keine Frage, dass RS bei manchen Konstellationen in vielen Haushalten helfen kann, den Hunden das leben zu erleichtern, aber bei Rudeln (meinetwegen mit Fehlbesatz wie bei mir), wo trotzdem und anhand der Stabilität der Hunde gar kein Handlungsbedarf zu großartigen Veränderungen besteht - mit der Holzhammermethode auf die Leute einzureden - finde ich fraglich.
Auch, wenn immer wieder das Deckmäntelchen, du musst ja nichts ändern...drübergehangen wird.

Hunde haben sich mit sovielem arrangiert, sonst müsste ja eigentlich auch Autofahren, Boxenhaltung, alles mögliche, was Hunde krankmachen kann, von RS aufgegriffen und als nicht hundgerecht angesehen werden. Und wieviele von den Züchtern, die dort jetzt (finde ich gut) ihre Würfe und Deckungen anzupassen versuchen, gehen aber dennoch mit ihren Hunden weiterhin auf Ausstellungen, um weiterhin ihre Hunde nach dem gängigen gesellschaftlichen Wertesystem zu verkaufen?
Und wer kann es sich denn schon leisten, irgendwelche Stellungen aus dem Wurf nur als Doppelpack zu verkaufen, ich stelle mir das spannend vor: ich gehe zum HsHZüchter und muss gleich 2 oder 3 Pyris mitnehmen, weil der V2, V3 oder so zusammenbleiben müssen?

Und so habe ich noch xxxx10000 Fragen, Anmerkungen und wie beim letzten "wir verurteilen dich nicht" (bei sowas krieg ich wirklich zuviel) geschrieben wurde, all meine Fragen kennen die Mitglieder ja selbst. Warum dann also so vehement alles pauschalisieren, wenn doch eigentlich klar ist, wie für jeden guten Hundemenschen in jeder Art von Hundebusiness - es ist immer und jederzeit eben nur eine Hilfestellung, ein Konzept, mit dem sich gut arbeiten lässt, wenn es den Blick über den RS Tellerrand offenlässt auf situative und über einen territorialen Platz hinaus zu beurteilende Geschichten.

Ich bin Rudelstellungen e.V. für das eine oder andere dankbar und kann auch verstehen, dass überall nur Menschen agieren, die im besten Wissen und Gewissen ihrer eigenen Welt folgen.


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