Mittwoch, 19. September 2012

quotes

Jage deinem Leben nach, verfolge es, umkreise es wie ein Hund den Wagen seines Herrn. Tu was du liebst. Kenne deinen Knochen; verbeiß' dich in ihn, verscharre ihn, grab' ihn wieder aus und nage weiter an ihm. Sei nicht zu moralisch, damit betrügst du dich um ein gutes Stück deines Lebens. Setz' dir ein Ziel über der Moral. Sei nicht einfach gut; sei gut für etwas. Lass nichts zwischen dich und das Licht treten. Respektiere die Menschen nur als Brüder. (27.3.1848, Thoreau in seinem Tagebuch) 




Heute, in Anbetracht der schon wieder fortgeschrittenen Uhrzeit (was für eine affige Erfindung) - nur schnell noch ein paar literarische und fotografische Zitate:

„Heute sah ich einen Fuchs mit der Sorglosigkeit der Freiheit über einen zugefrorenen See laufen. Als ich von Zeit zu Zeit seine Spur im Sonnen- schein verfolgte, wie er den Kamm eines Hügels entlang trabte, kam es mir vor, als hätte die Sonne nie so fröhlich und hell auf den Hang heruntergeschienen und als wären Winde und Wälder aus Sympathie verstummt. Da übergab
ich ihm Sonne und Erde als ihrem wahren
Besitzer. Er lief nicht in der Sonne, sondern es
war, als ob diese ihm folgte. Es bestand sichtlich eine Sympathie zwischen beiden.“ 
Thoreau (Tagebücher)



"Und noch etwas rückt dieser wichtige Essay zurecht: dass Reisen auch das Ventil für die Sehnsucht sein kann, als eine existenziell Fremde endlich in adäquater Umgebung zu sein, endlich mit Fug und Recht fremd zu sein, freiwillig."

"»Reisen verwandelt die Ambivalenz zur täglichen Routine, sich einerseits nicht zugehörig zu fühlen, daher nicht mitteilen, erklären zu müssen, andererseits unaufgefordert angesprochen zu werden, ohne Hemmungen, mit krankhafter Neugier, Invasionen des Privaten: Es wird versucht ins Innere zu marschieren, erbarmungslos, als gelte es, dieses zu erobern. Der Reisende ist preisgegeben, ausgesetzt; zwischen seiner wirklichen und der von anderen vermuteten Identität öffnet sich ein Spalt, ein Abgrund, weil die Gespräche stets nur begonnen, aber nie zu Ende geführt, geschweige denn ausgeführt werden; im Grunde ist der Reisende in einer als Konversation getarnten Endlosschleife gefangen. Sie dient nur der Festlegung geografischer Positionen, die zugleich die Identität des Reisenden zur Gänze ausmachen, vervollständigt durch Schlagwörter wie Beruf oder Familienstand. In Folge verliert der Reisende die dritte Dimension seines Selbst, verflacht und muss sich mit der Repräsentation einer einzigen Kategorie begnügen, fremd."

Anna Kim: Invasionen des Privaten (Essay)




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